


Was lernen wir wirklich aus der Krise? Interview mit Georg Strasser
- 14. Januar 2021
Wir haben Geschäftsführer*innen aus verschiedenen Branchen nach ihren überraschendsten AHA-Erkenntnissen in der Krise gefragt und welche Maßnahmen sie sofort wieder setzen würden.

Georg Strasser widmete sich früh der Frage, wie man als Unternehmen verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umgehen kann. Eine Antwort darauf sah er in der Initiative „Too Good To Go“, die er im August 2019 als Co-Initiator nach Österreich brachte. Heute leitet er als österreichischer Country Manager ein Team von rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Foto: © Too Good To Go
Frage: Was waren/sind deine überraschendsten AHA-Erkenntnisse seit dem März 2020?
In der Krise bekommt man einen geschärften Blick für das, was wirklich wichtig ist. In unserem Fall: Essen retten, wo es geht. Wir alle waren gefordert, schnell, kreativ und unkompliziert Lösungen zu finden – wie zum Beispiel im Fall eines Erdäpfelbauern, der akut mehrere Tonnen Erdäpfel aus seinen Lagern schaffen musste. Gemeinsam mit lokaler Unterstützung ging das, und wir konnten in kürzester Zeit eine Aktion auf die Beine stellen, um die Lebensmittel weiter zu verteilen. Das hat uns gezeigt: Gerade auf der Ebene der Produktion, aber auch in zahlreichen anderen Branchen, können wir noch enorm viel erreichen.
Frage: Welche drei Maßnahmen würdest du sofort wieder setzen und daher anderen Kolleg*innen empfehlen?
Drei Dinge haben uns unglaublich gestärkt:
- Vollstes Bekenntnis zum Empowerment der Mitarbeiter: Schon zuvor hatten wir keine strengen hierarchischen Strukturen im Unternehmen. In der Krise war es aber wichtiger denn je, den Menschen in ihrer Expertise zu vertrauen und Verantwortung zu delegieren.
- Das mag sich jetzt vielleicht ungewöhnlich anhören, aber: gesunder Pessimismus in Krisensituationen. Wir sind gefasst für den Worst Case, und können so gleichzeitig entspannter und flexibler auf alles reagieren, was wirklich auf uns zukommt.
- Ganz wichtig, auch im Homeoffice: Zeit für ein starkes soziales Miteinander. Wir machen gemeinsame, virtuelle Sport-Sessions, Kaffeepausen im Team(-channel) und tauschen uns regelmäßig und ehrlich aus, wie es uns mit der Situation geht.